Dank der Landwirtschaft unserer Vorfahren ist in den letzten Jahrtausenden in Mitteleuropa eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft entstanden, mit einer Vielzahl an Lebensräumen und daran angepassten wild lebenden Organismen. Die Landwirtschaft – und damit wir Menschen – profitiert auf vielen Ebenen von diesen funktionierenden Ökosystemen: Belebte, fruchtbare Böden, Bestäuber und Nützlinge in sauberer Luft und sauberem Wasser halten natürliche Prozesse im Gleichgewicht.

Dieses Gleichgewicht ist in den letzten siebzig Jahren stark ins Wanken geraten.

Ein Drittel aller Ackerwildkräuter steht heute auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. Auch bei typischen Vogelarten und Insekten der Agrarlandschaft ist die Situation dramatisch. Die Verantwortung hierfür ist keinesfalls allein bei den Landwirt:innen zu suchen; diese orientieren sich in der Art ihrer Bewirtschaftung an wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und verfügen aufgrund niedriger Lebensmittelpreise häufig über einen begrenzten Handlungsspielraum.

Erfahrungen aus der Beratung zeigen zugleich, dass der Wissensstand zur Relevanz der Biodiversität und den praktischen Möglichkeiten des Artenschutzes in vielen landwirtschaftlichen Betrieben niedrig oder nicht mehr aktuell ist. Auch Ansätze, wie moderne Landwirtschaft und Artenschutz kombiniert werden können, sind bei Landwirt:innen wenig bekannt. Dabei ist die Landwirtschaft selbst negativ vom Artenschwund betroffen. Beispiele sind die zurückgehende Leistung von Blütenbestäubern, das Fehlen natürlicher Gegenspieler in der Schädlingsbekämpfung oder der Rückgang von Organismen, die zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit beitragen.

Hier setzen wir mit unserer Initiative Höfe.Bilden.Vielfalt an: Wir unterstützen Landwirt:innen mit aktuellem Wissen aus Forschung und Praxis, vermitteln praktische Methoden und zeigen Förder- und Vermarktungsmöglichkeiten auf.

Wir sind überzeugt, dass der massive Rückgang der Biodiversität gestoppt werden kann, wenn in der alltäglichen landwirtschaftlichen Praxis Raum für Vielfalt geschaffen und zugleich betriebswirtschaftliche Interessen berücksichtigt werden. Dafür setzen sich die teilnehmenden Landwirt:innen unserer Kurse ein – und leisten damit einen aktiven und sehr engagierten Beitrag. Zugleich fordern wir, dass dieser Einsatz für das Gemeingut „Biodiversität“ auch von der Gesellschaft anerkannt und honoriert wird – über faire Preise für Lebensmittel, eine angemessene öffentliche Förderung und engagierte Initiativen der Zivilgesellschaft.

Engagieren Sie sich mit uns für die Vielfalt – wir freuen uns von Ihnen zu hören!